Das 9,- Monatsticket verschärft das ÖPNV-Problem

29.03.2022

Das 9,- € Monatsticket verschärft die angespannte Lage im ÖPNV, der immer noch nicht aus der Corona-Krise heraus ist und aktuell mit hohen Energiekosten konfrontiert ist.
Die Bundesregierung hat vor einigen Tagen ein „Maßnahmenpaket zum Umgang mit den hohen Energiekosten“ beschlossen. Darin enthalten ist ein ÖPNV-Ticket für 9,- € monatlich für 90 Tage. Aber niemand weiß, wie das umgesetzt werden soll. Die Ampelregierung hat nur gesagt, dass an die Länder gezahlt werden soll und die sollen das Weitere regeln. Das wirft nicht nur viele Fragen auf, sondern stellt für die Busunternehmen auch ein großes Risiko dar.
Die Fahrgastzahlen sind seit der Corona-Pandemie zurückgegangen und die eigenwirtschaftlichen Busunternehmen und die Landkreise und kreisfreien Städte als Aufgabenträger verzeichnen deutliche Einnahmeausfälle. Für 2020 und 2021 hat es einen Corona-Rettungsschirm gegeben, für 2022 ist von der Bundesregierung aber noch Nichts in Aussicht gestellt.
Mit dem 9,- € Monats-Ticket bestehen zwar Chancen zur Neukundengewinnung, aber dazu sind dann auch dringend Kapazitätsausweitungen nötig. Insbesondere in den Hauptverkehrszeiten und im Stadtverkehr können chaotische Zustände erwartet werden, die es unbedingt zu vermeiden gilt. Die Vorbereitungszeit ist knapp.
„Aus kommunaler Sicht ist das Vorhaben kritisch zu bewerten“ schreibt der Landkreistag. Durch die Tarifmaßnahme droht ein enormer, kurzfristig kaum zu bewältigender Umsetzungsaufwand, zumal die Maßnahme von vornherein zeitlich befristet ist. Völlig unklar sind zudem die Auswirkungen auf die Einnahmesituation insgesamt. Die eigentliche Herausforderung ist die Sicherung des ÖPNV-Angebots überhaupt. Angesichts explodierender Energiepreise droht verbreitet die Einstellung von Verkehren. Das 9,- € Monats-Ticket verschärft die Situation zusätzlich.
Die Verkehrsministerkonferenz fordert, dass die Kosten für die Einführung des umstrittenen 9,- € Monats-Tickets vom Bund vorfinanziert werden müssen, um die Liquidität der Unternehmen zu sichern. Darüber hinaus wird ein Corona-Rettungsschirm für die Einnahmeausfälle 2022 gefordert und weitere 750 Mio. € für gestiegene Energiekosten.
Es wird also Geld gebraucht, um den ÖPNV überhaupt am Laufen zu halten. Allein für den Kreis Schleswig-Flensburg werden für Dieselpreissteigerungen bestimmt 2 Mio. € jährlich mehr gebraucht. Und dann kommen jetzt mit dem befristeten Ticket noch weitere Einnahmeausfälle. Das 9,- € Monatsticket verschärft die ohnehin angespannte Lage und ist ein hohes Risiko. Anstelle dessen wird dringend ein Rettungsschirm für Einnahmeausfälle und Energiekostensteigerungen benötigt.